17. Tag Yangtse-Kreuzfahrt
Nach frühmorgentlicher Besichtigung der Baustelle, geht unsere Fahrt weiter Richtung 3 Schluchten. Auf dem Weg nach Chongqing markieren immer wieder riesige Schilder an den Berghängen die Pegelstände nach der ersten Stufe der Flutung bei 135m bzw. nach der zweiten Stufe bei 175m. So kann man leicht erkennen, dass nach der vollständigen Flutung nicht nur unzählige kleine Bauernhöfe, kleinere und größere Dörfer, sondern auch riesige Städte wie z.B. Badong oder Fengdu im Yangtse-Staudamm versinken werden. 
diese Stadt wird vollkommen in den Fluten des Yangtse-Stausees versinken
die beiden weißen Schilder zeigen die Pegelstände nach der ersten bzw. zweiten Flutungsphase - 135m bzw. 175m an
Tiefer gelegene Städte am Yangtse-Ufer sind bereits ganz oder teilweise geräumt und die Menschen in die über der alten Stadt gelegenen, neu errichteten Trabantenstädte umgesiedelt worden, die über der 175m-Marke liegen. Vor der Überflutung sollen die größeren Städte komplett gesprengt und planiert werden, um keine Gefahr für den zukünftigen Schiffsverkehr darzustellen. Die z.T. noch zu 10% oder 20% bewohnten, halb verfallenen Geisterstädte geben eine gespenstische Kulisse ab. Das Landschaftsbild des 500km langen Drei-Schluchten-Abschnitts des Yangtse wird sich drastisch verändern.
die meisten sind schon in die höher gelegenen, neuen Trabantenstädte umgesiedelt
noch leben Menschen in der halb verfallenen Stadt
am oberen Bildrand kann man die Neustadt erkennen, die über der 175m-Marke liegt
Schon bald nach passieren des Drei-Schluchten-Staudamms erreicht unser riesiges Schiff die 75km lange Xiling-Schlucht. Der Yangtse verschmälert sich z.T. bis auf 100m, Felswände ragen Hunderte von Metern senkrecht empor. Erstaunlich für uns, wie der Kapitän scheinbar mühelos die schwierige Passage durch die Stromschnellen meistert. Nach der spektakulären Durchfahrt der Xiling-Schlucht geht es dann gemächlicher zu, - der Fluss verbreitert sich wieder, Zeit zum relaxen auf dem Sonnendeck. Doch es gibt auch permanent etwas zu sehen denn eine grandiose, sich ständig verändernde Flusslandschaft zieht an uns vorbei. 
Stromschnellen in der Xiling-Schlucht
auf dem Sonnendeck
Am frühen Nachmittag erreicht unser Schiff die Stadt Badong, die nach der Flutung des Drei-Schluchten-Staudamms vollständig im Wasser versinken wird. Viele Menschen haben die z.T. schon verfallene Stadt bereits verlassen und sind in die wenige Kilometer flussaufwärts gelegene, neu errichtete Neustadt Badong, die über der 175m-Marke liegt, gezogen. Wir machen in Badong fest bis zur Weiterfahrt am nächsten Morgen. Allerdings steht heute noch ein Ausflug zur Shennong-Schlucht an. Zunächst müssen wir in ein kleineres Schiff umsteigen und fahren von Badong ca. 1 Stunde den Yangtse flussaufwärts. Auf Grund der starken Strömung kommen wir nur sehr langsam voran und die Hitze ist fast unerträglich. Schließlich ist der Shennong-Fluss, einer der zahlreichen Nebenflüsse des Yangtse erreicht und wir fahren einige Kilometer den Shennong-Fluß hinauf bis zum Eingang zur Shennong-Schlucht. Dort warten schon ein Dutzend Sampans, - kleine, hölzerne Ruderboote, die sechs bis acht Leute aufnehmen können. Wir werden auf die Sampans verteilt und los geht die spektakuläre Fahrt hinein in die Schlucht, die sich bald bis auf wenige Meter verengt, - Felswände ragen Hunderte von Metern senkrecht empor. Hier in der tiefen Schlucht ist es angenehm kühl, das Wasser ist kristallklar und hat angeblich Trinkwasserqualität. Die Sampans werden von jeweils drei Männern unter großer Kraftanstrengung flussaufwärts gerudert und etwa alle zehn Minuten müssen die Ruderer eine kurze Verschnauf- bzw. Rauchpause einlegen.
mit Sampans in die Shennong-Schlucht
Zigarettenpause für die Ruderer
Nach ca. zwei Stunden ist die Schlucht durchquert, der Fluss verbreitert sich und wir legen an einer großen Kiesbank an, wo ein gutes Dutzend Souvenirhändler allerhand Schnick-Schnack verkaufen will. Nur Trinkbares gab es nicht, dabei hatte ich meine Wasserflasche vergessen und war schon halb verdurstet. Doch die Chinesen hatten ein paar Flaschen lauwarmes Bier dabei und gaben mir eines davon ab, - meine Rettung, sonst hätte ich womöglich das angeblich trinkbare Flusswasser testen müssen. Sowohl die Ruderer als auch die Souvenirhändler gehören einer chinesischen Minderheit an, die im Shennong-Tal lebt. Einige Kilometer flussaufwärts sieht man, am Berghang gelegen, eines ihrer Dörfer. Sie betreiben Landwirtschaft im Shennong-Tal, die Touristenboote bringen noch ein paar Yuan zusätzlich ein. Am Ausgang der Schlucht wird die Strömung stärker und so müssen die Männer ihre Boote noch mehrere Kilometer mit Seilen vom Ufer aus flussaufwärts ziehen bis sie ihr Dorf erreichen, - ein Knochenarbeit. Wir werden nach einer kurzen Rast wieder flussabwärts gerudert, diesmal mit der Strömung und deshalb geht es auch wesentlich schneller voran und für die Ruderer weniger mühevoll. Diese sind nicht nur ruder- sondern auch stimmgewaltig. In der steilen Schlucht geben sie ihre Sangeskünste zum besten, das Echo hallt laut und so erreichen wir schließlich wieder den Eingang zur Schlucht. Wir nähern uns wieder dem Yangtse und innerhalb weniger Augenblicke erfasst uns die Hitzewelle des Yangtse-Tales. Schließlich geht es mit dem Schiff zurück nach Badong.
die Sampans werden flussaufwärts gezogen